Projekt "Färbewerkstatt"
Die Färbewerkstatt bietet den Kindern des Waldkindergartens die Möglichkeit, die Farben der Natur unmittelbar aufzugreifen, ihre Pigmente zu gewinnen und als "neue" Farben nutzbar zu machen. Diese Auseinandersetzung mit Pigmenten und Farben wird durch Susanne Frenzel, Natur- und Kunstpädagogin von "Natürlich Kunst" fachgerecht begleitet.
Was kann ich mit der natürlichen Farbenpracht, die uns täglich umgibt, alles anfangen?
Welche Pflanzen und welche Naturmaterialien ergeben welche Farbe?
Wie kann man aus Pflanzenteilen Farben gewinnen?
Diese und weitere Fragen sollen den Kindern mit dem Färbeprojekt beantwortet werden. Ganz nebenbei wird das Bewusstsein für die natürlichen Farben und deren Bedeutung geweckt.
Das Projekt ist über das ganze Jahr angelegt und folgt damit dem jahreszeitlichen Rhythmus der Natur und der Färbepflanzen. Wichtig ist dabei, dass der Prozess vom Säen der Pflanzen bis zum kreativen Gestalten von Alltagsdingen als Ganzes erlebt wird und die Kinder bekommen das Heranwachsen der Pflanzen und das Entstehen der Blätter und Blüten hautnah mit. Im Herbst ernten sie die Färbepflanzen und bereiten diese für den Färbeprozess vor. Die Pigmente aus den Blättern und Blüten werden anschließend extrahiert und als Farben gebunden. Am Schluss soll jedes Kind ein aus selbst hergestellten Farben gefärbtes, eigenes Seidentuch in den Händen halten können.
Insgesamt sind im Verlauf des Jahres fünf Tage vorgesehen, an denen Susanne Frenzel mit den Kindern am Projekt arbeitet.
Das Projekt beginnt...
31. März 2015 auf der Fuchsfarm:
Ende März wurde ein Beet für die Färbepflanzen auf dem Gelände der Fuchsfarm angelegt. Die Waldkinder haben darauf Färberwaid ausgesät. Dabei haben sie etwas über die aus dem Waid gewonnene Farbe Königsblau und ihre Verbindung zur Stadt Erfurt erfahren.
Für das bevorstehende Osterfest wurde Osterbrot gebacken und mithilfe von Annattosaat (rötlich-gelbe Samen eines Gewürzstrauches), Rotkraut und Gelbwurz (Kurkuma) Eier gefärbt.
16. April 2015 auf dem Sammelplatz des Waldkindergartens
"Kurz nach halb neun, die ersten Sonnenstrahlen streifen durch die Baumwipfel und erwärmen die noch kalt-feuchte Luft. Die Kinder der Eulengruppe des Waldkindergartens stehen am Sammelplatz und erwarten gespannt Susanne Frenzel, Natur- und Kunstpädagogin von "Natürlich Kunst", die das Färbeprojekt begleitet. Eine Schubkarre, beladen mit frischer Erde, verschiedenen Blumensamen, Töpfen und Paletten wartet darauf, entdeckt zu werden.
Nach dem Morgenkreis und einer inhaltlichen Einstimmung auf das Projekt geht es auch schon los. Färbertagetes und Färberknöterich soll in Paletten gesät werden. Viele eifrige Hände verteilen die Erde gleichmäßig in den etwa 80 Vertiefungen. Die Tagetes- und Knöterichsamen werden begutachtet, befühlt und über die Erde gestreut. Abschließend werden die Samen sanft in die Erde gedrückt.
In den nächsten Wochen wachsen in den Räumen des Waldkindergartens unter regelmäßigen interessierten Blicken der Waldkinder kleine Pflanzen heran. Diese werden, das versteht sich von selbst, regelmäßig gegossen."
Am gleichen Tag erfahren die Waldkinder, wie aus Naturmaterialien einfache Farben "entstehen". Dazu sammeln sie Blüten, Blätter, Holzstücke und Steine, welche anschließend auf Papier gerieben und gedrückt werden.
Es wird fröhlich und hochkonzentriert mit verschiedenen Materialien experimentiert. So entstehen Bilder mit immer neuen Farbtönen und Farbnuancen als unmittelbares Abbild der Farben in der Natur. Die Kunstwerke der "Wald- und Wiesenmalerei" werden am Ende des Tages in den Räumen des Kindergartens ausgehängt.
27. Mai 2015 auf dem Gelände der Fuchsfarm
Heute vormittag werden die vorgezogenen Färbepflänzchen ins Beet gesetzt. Nachmittags werden sich die Waldkinder künstlerisch betätigen und mithilfe von Zahnbürsten, Strohhalmen und Küchensieben kleine Kunstwerke aus Pflanzenfarben aufs Papier bringen.
Nach dem Morgenkreis auf der Fuchsfarm erklären Susanne Frenzel und Katrin Abel den Waldkindern, was sie an diesem Tag des Färbeprojektes erleben werden. Zuerst werden die Arbeitsmaterialien vorgestellt. "Wisst ihr, was das ist?" fragt Susanne Frenzel und hält einen Gegenstand in die Höhe. "Ein Gliedermaßstab!" tönt es aus der Reihe der Kinder. "Richtig!"
Dann werden die Hacken, Schaufeln, Schnüre und Kannen zusammengetragen und die Kästen mit den vorgezogenen Färbepflanzen begutachtet.
Auch der Färberwaid, der im Frühjahr von den Waldkindern auf einem Beet ausgesät wurde, ist schon ganz schön gewachsen.
Gemeinsam werden die Paletten mit den Färbepflanzen und die Werkzeuge zum Beet transportiert.
Dann können die Kinder endlich loslegen. Alle helfen fleißig mit, die Erde für die kleinen Pflänzchen zu lockern.
Um eine gerade Pflanzreihe zu bekommen, wird eine Schnur gespannt. Dann wird der Abstand zwischen den Pflanzen ausgemessen. Susanne Frenzel zeigt und erklärt, die Kinder machen mit. Nun geht es an das Graben der Pflanzlöcher. In die Löcher wird Wasser gegossen, dann werden die Pflänzchen eingesetzt und angegossen. Fertig!
Insgesamt passen zwei Reihen Färbertagetes, zwei Reihen Färberkamille und zwei Reihen Färberknöterich auf das Bett. Eine Reihe Färberkrapp und zwei Reihen Wiesenflockenblumen werden in ein anderes Beet gepflanzt. Puh, das war eine Menge Arbeit!
Damit man später auch erkennt, welche Pflanzen hier wachsen, bauen die Waldkinder Namensschilder, die an die jeweiligen Reihen gesteckt werden.
Nach dem wohlverdienten Mittagessen wird es kreativ.
Zuerst werden die Pflanzenfarben hergestellt. Dafür kocht Susanne Frenzel Zwiebelschalen und Rotkohl auf. Auf einem Blatt Papier zeigt sie den Kindern die Farben. Die Zwiebelschalen geben ein schönes Hellgelb, der Rotkohl ein Blau. Mit einem Spritzer Zitrone verwandelt sich das Rotkohl-Blau in ein leuchtendes Rosa.
Das wollen die Kinder auch ausprobieren! Mit Zahnbürsten, Strohhalmen und Küchensieben bringen sie Spritzer auf das Papier.
Das Ergebnis kann sich sehen lassen. Eine Wäscheleine voller schöner bunter Kunstwerke weht im nachmittäglichen Wind auf der Fuchsfarm.
03. und 04. September 2015 auf dem Gelände der Fuchsfarm
Anfang September erreicht das Projekt seinen Höhepunkt. An zwei aufeinanderfolgenden Tagen werden die aus den gezogenen Färbepflanzen die Pigmente extrahiert und zu Farben gebunden. Mit diesen Farben färben die Waldkinder Seidentücher.
